Am Nachmittag des 30. Dezember kam es auf der sogenannten „Platte“ in Bautzen zu einem organisierten Überfall von 10 maskierten Neonazis auf 8 linksorientierte Jugendliche. Fünf der Angegriffenen wurden verletzt, zwei von ihnen kamen wegen einer Platzwunde durch einen Flaschenwurf und wegen eines Kieferbruchs ins Krankenhaus. Die Polizei spricht von „gegenseitigen Auseinandersetzungen“. Dabei markiert dieses Ereignis den traurigen Höhepunkt eines Jahres voller Anfeindungen, Bedrohungen und tätlichen Angriffen durch Rechte auf Geflüchtete und ihre UnterstützerInnen in dieser Stadt. Zuletzt bekamen linksorientierte Jugendliche Drohbriefe und wurden mehrfach durch offensichtliche erkennbare Neonazis teilweise bis Nachhause verfolgt. Währenddessen laden Oberbürgermeister Ahrens (parteilos) und Landrat Harig (CDU) selbstbekennende Neonazis wie die Gruppe „StreamBZ Fotografie“ oder „Rechtes Kollektiv Bautzen“ zu Gesprächsrunden ein, in deren Ergebnis sich diese angeblich von Gewalt distanzieren. MdL Mirko Schultze (DIE LINKE) twittert dazu aus dem Urlaub: „ #Harig #CDU u. #Ahrens sollten Opfer der Nazischläger in #Bautzen besuchen. Wer mit Nazis kuschelt soll auch den Opfern ins Gesicht sehen“. Auch MdB Caren Lay (DIE LINKE) findet deutliche Worte. Sie selbst ist Bautznerin und kennt einen Großteil der Angriffsopfer persönlich. „Der erste Schritt, um rechte Gewalt zu bekämpfen, ist sie beim Namen zu nennen. Permanent von „Auseinandersetzungen“ zwischen Rechten und Linken oder zwischen Rechten und Flüchtlingen zu sprechen, wie es die Polizei wiederholt tut, verharmlost die Tatsache, dass organisierte, rechtsorientierte Kräfte in Bautzen dabei sind, offensiv und mit Gewalt gegen Geflüchtete, Linke und Andersdenkende vorzugehen. Ich erwarte von Stadt und von Land, endlich ein Konzept vorzulegen, dass den Rechten nicht entgegenkommt, sondern Rassismus und Gewalt verurteilt und bekämpft.“ Schultze ergänzt: „Bautzen hat eine Qualität der Eskalation erreicht, welche nicht mehr mit üblichen Mitteln zu bekämpfen geht. Dies auch, weil die Politik, hier besonders die der CDU, den „Feind“ bis heute auf der falschen Seite verortet. In Bautzen hat man die Nazis ins Wohnzimmer gebeten, da hilft es jetzt auch nicht mehr, über ein neues Türschloss nachzudenken. Sie sind drin in der sprichwörtlich guten Stube und sie da wieder heraus zu bekommen, wird schwer.“ Direkt nach seiner Rückkehr will er in Abstimmung mit den Bautzener KollegInnen das Thema weiterbearbeiten. Die Stadt, ihr Oberbürgermeister und der Landrat hingegen äußerten sich bisher nicht zum Geschehen. Währenddessen kündigt die Gruppe „StreamBZ Fotografie“ auf Facebook das „Kampfjahr 2017“ an. Sie und ihre GesinnungskameradInnen sehen sich durch das (Nicht-)Handeln der Stadt und ihrer Verantwortlichen aber auch des Freistaates augenscheinlich legitimiert und erfreuen sich an ihrem „Nazikiez“.