Görlitz ist unumstritten eine Stadt, die neben ihrer Schönheit auch ein Standort für Kultur und Kunst ist, die ihres gleichen sucht. Mit der Bewerbung von Görlitz zur Kulturhauptstadt Europas war sicher ein Höhepunkt erreicht, ein Schlussstrich war es auf keinen Fall.
Nun kann Görlitz auf zahlreiche Projekte verweisen, welche die kulturelle Vielfalt der Stadt ausmachen. Ein Bereich ist aber immer noch unter repräsentiert, die Kunst im öffentlichen Raum. Nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister hat Herr Paulick zwar eine Arbeitsgruppe Kunst im öffentlichen Raum einberufen, aber der Eindruck, dass der Auftrag der Arbeitsgruppe eher darin bestand Kunst zu verhindern als sie zu fördern, steht. Die Diskussion über die Bodo Rau Skulptur an der Neiße zeigte schnell welches Kulturunverständnis der Oberbürgermeister hat. Erst eine Entscheidung im Stadtrat und der unermüdliche Kampf des damaligen Kulturbürgermeisters machten es möglich, dass die Gelder, welche zum Abtransport bereitstanden, verwendet werden konnten um die Skulptur für Görlitz zu erhalten.
Für eine Kultur- und Kunststadt wie sie Görlitz nun mal unbestritten ist, für eine Stadt die geprägt ist von einer historischen Baukultur sondergleichen und von einer Vielfalt kultureller Projekte, sollte es aber auch zwingender Anspruch sein Raum für Kunst im öffentlichen Raum zu schaffen. Kunst wird immer streitbar sein und wenn sie nicht aufrührt, Diskussionen auslöst und streitbar ist, dann verfehlte sie auch einen wichtigen Auftrag. Diesen Auftrag der Kunst zu nutzen, kann Chance in Görlitz sein eine Mischung aus historischen und modernem zu finden, den öffentlichen Raum zu öffnen und unter Beachtung der Wechselbeziehungen zwischen vorhandenem und neuen Diskussion auszulösen. Görlitz zieht jährlich steigende Zahlen von Besucherinnen und Besucher an, die zu Recht erwarten können das nicht nur vorhandenes bewahrt wird, sondern die Stadt bewusst weiterentwickelt wird. Wenn Görlitz sich jungen Künstlerinnen und Künstlern öffnet und ihnen einen Raum bietet ihre Kunst zu präsentieren. Wenn dies bewusst auch mit der Konsequenz einer öffentlichen Debatte geschieht, dann sollte es gelingen Görlitz zu einem bedeutenden Standort für moderne Kunst im öffentlichen Raum zu entwickeln. Das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Moderne als Chance verstehen und jungen Menschen die Möglichkeit der Verwirklichung einzuräumen, ist ein Projekt zur Weiterentwicklung der Kunst- und Kulturstadt Görlitz.