Die Debatte um den geplanten Kiesabbau in Hagenwerda zeigt anschaulich wie schnell es gehen kann das sich Einzelinteressen, Wirtschaftsinteressen und touristische Regionalentwicklung entgegenstehen können. Genau wie in der Altstadt von Görlitz ist es am Berzdorfer See notwendig die langfristige Entwicklung so zu beschreiben, dass Investoren wie Bürgerinnen und Bürger klar erkennen können was bzw. wie sich welches Gebiet entwickeln soll. Abstrakte Raumplanungen, Vorplanungen oder Flächennutzungspläne können vielleicht als verwaltungstechnische Notwendigkeit angesehen werden, sie ersetzen aber auf keinen Fall eine breite öffentliche Debatte um Nutzen und Notwendigkeit. Nur wenn es gelingt mit allen Betroffenen zusammen eine Entwicklung zu beschreiben, welche definiert wohin der Weg gehen soll wird es Sicherheit für Investoren und Bürgerinnen und Bürger geben.

In der Görlitzer Altstadt brauchen wir eine Diskussion wie wir die Innenstadt beleben und Veranstaltungen, Kunstprojekte, Verkehrsberuhigung oder eine attraktive Gaststättenlandschaft mit den berechtigten Interessen der Anwohner zusammenbringen. Eine Verdrängung von Veranstaltungen an den Stadtrand oder eine restriktive Beschränkung bis 22 Uhr für Biergärten steht einer touristischen Entwicklung entgegen, eine unabgestimmtes Aufheben aller Beschränkungen wird allerdings den Anwohnern kaum zu vermitteln sein. Am Berzdorfer See stehen wir vor einer weit größeren Herausforderung. Ein sich entwickelndes Gebiet weckt auch immer Interessen welche der gesamten Entwicklung nicht unbedingt zuträglich sein müssen. Nicht alles, was anderswo funktioniert, muss auch am Berzdorfer See funktionieren. Die Konzepte wie sich der See entwickeln soll, müssen jetzt, wo sich das Lausitzer Seenland mit seinen Angeboten klarer darstellt, noch einmal hinterfragt werden. Wir brauchen die Herauslösung der Debatte aus Planungsverbänden und Gemeinderäten hin zu einer Debatte in der Bevölkerung.

Mein Vorschlag für eine breite Einbindung der Bevölkerung ist die Schaffung einer Planungszelle. Diese Möglichkeit der Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern bietet eine Chance Bürgerinteressen mit langfristiger Planung zu verknüpfen und stellt sicher das ein so entwickeltes touristisches Konzept auch auf breite Zustimmung stößt. Dadurch werden auch schwierige Entscheidungen durch die Mehrheit getragen. Die Planungszelle „Touristische Entwicklung Görlitz“ sollte als Projekt der Hochschule initiiert werden und durch die Stadt Görlitz, den Landkreis und die angrenzenden Gemeinden begleitet werden.