Nach der Aufgabe der Kreisfreiheit hat Görlitz auch die Zuständigkeit für die Kinder- und Jugendhilfe an den Kreis abgegeben. Diese formelle Aufgabenübertragung entbindet Görlitz aber nicht von seiner Verpflichtung für die Kinder und Jugendlichen, die hier leben. Der neue Haushaltsentwurf der Stadt sieht eine Ausgabe von rund 135 Tsd Euro in diesem Bereich vor und enthält somit nur den Teil der bisherigen Summe von rund 730 Tsd Euro, welcher nicht durch den Landkreis übernommen wird. Da aber heute schon abzusehen ist, dass der Landkreis sich nicht über das Jahr 2009 hinaus verpflichten wird, die bisherige Höhe der Förderung im Stadtgebiet Görlitz sicherzustellen und auch andere Kommunen im Landkreis einen erheblichen Eigenanteil für die Kinder- und Jugendarbeit aufbringen, müssen wir das Jahr 2009 dazu nutzen die organisatorische, inhaltliche und finanzielle Seite der Jugendhilfe in Görlitz auf ein neues Fundament zu stellen. Bereits der Jugendhilfeausschuss von Görlitz hat mit seiner Arbeitsgruppe Fachstandards immer darauf hingewiesen, dass eine neue Struktur zuerst an den Adressaten orientiert sein muss. Mein Vorschlag lautet, die Mittel im Haushalt 2009/2010 auf mindestens 200 Tsd Euro aufzustocken, die Bindung an den Paragrafen 11 KJHG aufzulösen und die Paragrafen 12 bis14 in die Haushaltsstelle aufzunehmen. Ziel der Erhöhung ist die Projektsicherheit 2009 für alle bestehenden Projekte einschließlich einer Kostenerhöhung, die durch Energie-, Tarif- oder Nutzungskosten entstanden ist. Gleichzeitig werden alle Träger, die Projekt- oder Personalförderung erhalten in eine Arbeitsgruppe berufen, die unter Hinzuziehung der Stadtverwaltung und des Stadtrates bis September 2009 eine neue Struktur für die Jugendarbeit in Görlitz entwickelt. In die Betrachtung einbezogen werden sollen die Pläne des Landkreises ebenso, wie die durch die Stadt Görlitz definierten Mindeststandard. Es geht hierbei nicht darum, eine vom Landkreis unabhängige Struktur zu entwickeln, sondern den Bedarf in Görlitz optimal zu decken ohne unnötige Doppelstrukturen zu fördern. Es geht darum, in Görlitz – wo bekanntlich die Kinderarmut statistisch am höchstens ist – den Kindern und Jugendlichen eine Chance zu geben. Es geht darum, die Kinder- und Jugendarbeit auf sichere Füße zu stellen und die Träger in die Lage zu versetzen, langfristig planen zu können ohne jedes Jahr von neuem Existenzangst zu haben. Die Träger sollen sich auf ihre Arbeit für die Kinder und Jugendlichen konzentrieren können und nicht auf die Haushaltsdebatten in Görlitz.